Geschichte

Die Tibetischen Hunde zählen zu den ältesten Hunderassen der Welt. Der Tibet Spaniel gehört zu dieser Gruppe und scheint auf Hunde zurückzugehen, die schon um 1000 v. Chr. im zentralasiatischen Gebiet gelebt haben. Aus Tibet liegen die ersten Aufzeichnungen aber erst seit der Entwicklung der tibetischen Schrift um 630 n. Chr. vor. Bronzen und Keramiken von 1100 bis 1644 zeigen diesen Hundetyp, der auch Ähnlichkeit mit den heutigen Pekinesen hat, allerdings mit deutlich längerer Schnauze und längerem Rücken. Entlang der Seidenstrasse wurde der Tibet Spaniel in herrschaftlichen Häusern gehalten. So auch bei Dschingis Khan, wo Marco Polo einige Exemplare gesehen haben soll.

Den Einzug nach Europa trat der Tibet Spaniel erst kurz vor der Jahrhundertwende an. Engländer, die von Indien auf die Insel zurückkehrten, hatten diese Rasse sozusagen im Gepäck. Es wird berichtet, dass der erste Tibet Spaniel im Jahre 1895 von einem Seemann aus Indien nach England mitgebracht wurde. Dieser Hund namens „Ching“ lebte bis 1908. Er war ein kleiner Hund, abweisend gegenüber fremden Personen, hatte eine glänzend rote Farbe und eine ausgeprägte Mähne.

Tibetan Spaniels 1898, Malerin: Maud Earl

Quelle: Buch DOG PAINTING 1840 – 1940

The Tibetan Spaniel Llassa, Lying on Stool 1915, Malerin: Florence Jay

Quelle: Buch DOG PAINTING 1840 - 1940


Frank Wormald, ein Soldat in der britischen Armee, brachte 1905 einen „bunten“ Tibet Spaniel direkt aus Tibet mit nach England, welcher 18 Jahre alt wurde. Von diesem Tibet Spaniel mit Namen „Lhasa“ ist ein Bild erhalten geblieben. Darauf sieht man einen rot-weissen Hund mit stumpfer Schnauze und einem gut markierten Kinn. Der Schädel war rund, die Ohren hoch angesetzt, ein recht gut proportionierter Hund.

Im British Museum, Natural History Department in Tring befinden sich die Stopfpräparate zweier Tibet Spaniel namens „Lama“ und „Luna“. Die beiden Geschwister kamen 1908 direkt aus Lhasa nach Indien und von da aus im Jahre 1911 nach England. Beide waren schwarz-weiss und hatten relativ lange Schnauzen.

links stehend "Luna", rechts sitzend "Llama"

Quelle: Buch DOGS OF THE LAST HUNDRED YEARS

1934 gründete man in England die „Tibetan Breeder Association“ und der erste Rassestandard wurde veröffentlicht. Ab da nahmen sich einige Züchter der Rasse an. Der Zweite Weltkrieg brachte jedoch einen gewaltigen Rückschlag in das Zuchtgeschehen. Nach dem Kriegsende gab es so gut wie keine Bestände mehr. In Folge wurden neue Hunde aus dem Tibet importiert und praktisch wieder von vorne begonnen.  

Als Grundlage der heutigen modernen Zucht werden die Geschwisterhunde „Garpon“ und „Potala“ sowie die blutfremde Hündin Dolma genannt, welche die Zucht der Tibet Spaniel in England nach Ende des Weltkrieges wieder langsam aufbauten.

„Garpon“ und „Potala“ waren direkte Abkömmlinge tibetischer Klosterhunde. Ihre Mutter hiess „Mughiwuli“ und gehörte einer Lady Wakefield, die damals in Indien lebte. Als ihre Hündin zur Zucht gebraucht werden sollte, war es sehr schwierig, einen passenden Deckrüden zu finden. Da half der Maharadscha von Nabha. Er liess „Mughiwuli“ in seinem Rolls-Royce nach Simla holen, wo sie von „Tashi“, einem Rüden, der speziell zu diesem Zwecke im Tashi-Gong-Kloster aus dem Westtibet geholt worden war, gedeckt wurde. Aus diesem Wurf kamen schliesslich die beiden Geschwister „Garpon“ und „Potala“ 1946 nach England. 

„Garpon“ war ein stattlicher roter Rüde. „Potala“ war schwarz mit roten Abzeichen; sie wurde übrigens 17 Jahre alt. 1947 kam die goldrote „Dolma“ aus dem osttibetischen Kloster Phari Dzong nach England. Wenn diese Hündin aufmerksam war, so richtete sie ihre Ohren auf, was bei einem Tibet Spaniel unerwünscht ist. „Dolma“ erwies sich trotzdem als eine ausgezeichnete Zuchthündin und brachte mit dem sandfarbenen „Lama“, der ebenfalls ein Sohn von „Tashi“ und „Mughiwuli“ war, gute Würfe.

Quelle: Internet

1957 wurde ein Klub für Tibet Spaniel gegründet. 1959 vergab der Kennel Club zum ersten Mal die Siegeranwartschaft für diese Rasse und 1961 erfolgte schliesslich die Anerkennung durch die FCI, Gruppe 9, Gesellschafts- und Begleithunde. Das war ein wichtiger Schritt vorwärts. Von England her breitete sich dann der Tibet Spaniel auf der ganzen Welt aus. Jedoch ist er fast überall eher eine Rarität unter den Hunderassen. Ausgenommen in Skandinavien. Dort zählt er zu den beliebtesten Kleinhunderassen; er ist ja auch wie geschaffen für das raue Klima in Nordeuropa.


Im Jahre 1970 wurde erstmals ein Tibet Spaniel ins Schweizerische Hundestammbuch (SHSB) eingetragen. 1973 folgte dann der erste Wurf unter dem Zwingernamen „Bodjul“, der allerdings nur aus einem einzigen Welpen bestand, einer Hündin namens „Ajka“. Seither werden nun regelmässig Tibet Spaniel Würfe ins SHSB eingetragen.

Übrigens ist die Bezeichnung Spaniel beim Tibet Spaniel irreführend, denn er gehört nicht zu den Jagdhunden wie die anderen Spaniel-Rassen.